Basler Zeitung vom 25. Oktober 1999

Eine klare Personenwahl

Kommentar von Urs Mathys

Die Stimmenden im Kanton Solothurn haben am Wochenende einen kleinen Erdrutsch verursacht Sie wählten den Sozialdemokraten Ernst Leuenberger in den Ständerat. Der populäre bisherige Nationalrat liess sogar den bisherigen FDP-Ständerat Rolf Büttiker klar hinter sich zurück -ein Ergebnis, das es im Kanton Solo-thurn bisher noch nie gegeben hat. Mit dem Argument, dass Solothurn mit einer ungeteilten Standesstimme in Bern vertreten sein müsse, hatten sich im Vorfeld der Wahlen auch Handelskammer und Gewerbekreise für einen bürgerlichen Schulterschluss stark gemacht. Vor diesem Hintergrund fühlte sich die CVP wohl etwas zu sicher, dass die FDP im erwarteten zweiten Wahlgang dann schon für ein gemeinsames «Päckli» Hand bieten werde. Doch das Hauptargument der CVP gegen Leuenberger sprach am Schluss zu dessen Gunsten: Der Hinweis, dass Leuenberger bereits seit vier Amtsperioden «in Bern sitze», sollte ihn als «Sesselkleber» diskreditieren. Doch die Wählerschaft hat erkannt, dass gerade im Ständerat ein langjähriges Know-how und ein dichtes Beziehungsnetz Gold wert sein können. In diesem Sinne sind die Solothurner Ständeratswahlen vom Wochenende als eine Personenwahl im wahrsten Sinne des Wortes einzustufen. Mit dem Ticket Leuenberger/Büttiker schickt der Kanton Solothurn ein starkes Duo nach Bern. Ein Duo, das sich ergänzen und den Auftrag der Standesvertretung in bester Weise teilen kann. Ein Duo schliesslich, das der Tatsache Rechnung trägt, dass es neben den Bürgerlichen in diesem Kanton auch noch ein zweites gewichtiges Lager gibt, das ebenfalls Anspruch darauf hat, gehört zu werden.

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