Blick, 18. April 2000
Koch-Nachfolge
Aschi:
Wunschkandidat der BLICK-Leser
VON GEORGES
WÜTHRICH BERN
Eine
Partei ohne Führung: Die halbe SP-Spitze weilt im Ausland und um die
Nachfolge von SP-Präsidentin Ursula Koch reisst sich niemand. Eine klare
Meinung haben hingegen die BLICK-Leserinnen und -Leser: Sie wollen Ernst
«Aschi» Leuenberger oder Christiane Brunner an die SP-Spitze hieven.
Leuenberger
- Boss der Eisenbahner-Gewerkschaft und Ständerat. Die grosse BLICK-TED-Umfrage
von gestern zeigt klar: Keiner ist so populär wie der gemütliche Zigarrenraucher
aus Solothurn. Auf Leuenberger setzt auch SP-Vordenker Andreas Gross:
«Aschi ist neben Bundesrätin Ruth Dreifuss noch die einzige Integrationsfigur
in unserer Partei.» Doch Aschi will nicht - will sich vorderhand voll
für seine Eisenbahner einsetzen (siehe Interview). Nur eine einzige
Anwärterin steht nach wie vor offen zu ihren Ambitionen für das wichtige
Amt, die St.Gallerin Hildegard Fässler: «An meiner Haltung hat sich
nichts geändert», so Fässler gestern Abend. Der populäre Preisüberwacher
Werner Marti und alle anderen Kandidaten des BLICK-TEDs - ausser Smuv-Chefin
Christiane Brunner und Konsumentenschützerin Simonetta Sommaruga - nahmen
sich gestern aus dem Rennen. Die SP - eine führerlose Partei: Ursula
Koch ist völlig abgetaucht. Selbst ihre engste Vertraute, die Zürcher
Nationalrätin Vreni Müller-Hemmi hat nur sporadisch telefonischen Kontakt
und weiss nicht, wo sich Koch befindet. Nicht im Land ist auch die Genfer
Ständerätin Christiane Brunner. Sie weilt bis zum Mittwoch in China.
Und Fraktionschef Franco Cavalli ist nach Argentinien abgereist. Wie
soll es jetzt weitergehen? Man setzt auf das Dreiergremium mit Franco
Cavalli, Christiane Brunner und Ruth Dreifuss, das die Partei bis Ende
Mai wieder auf Kurs bringen soll. Bereits wetzte die NZZ gestern ihre
Messer, weil sich Dreifuss als Magistratin aktiv um die Rettung ihrer
Partei kümmern will. Die engagierte Sozialdemokratin beurteilt dies
freilich ganz anders: Es könne keinem Mitglied des Bundesrates gleichgültig
sein, wenn sich seine Partei vor «schwerwiegende Probleme» gestellt
sehe, liess Dreifuss gestern ausrichten. Ihre Arbeit werde zudem nur
von kurzer Dauer sein.
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