
Blick | Ausgabe vom 16.10.2008
Vor
25 Jahren starb Bundesrat Willi Ritschard:
Unvergessen!
Kaum einer
war dem Volk so verbunden wie er. Heute vor 25 Jahren starb SP-Bundesrat
Willi Ritschard an einem Herzversagen. Sein Freund und Weggenosse Ernst
Leuenberger, Ständerat aus Solothurn, erinnert sich.
Es ist
als ob es gestern gewesen wäre, als an diesem Sonntagnachmittag,
16. Oktober 1983 die Nachricht vom plötzlichen Hinschied von Willi
Ritschard uns erreichte. Der Schock sass tief. Weil inzwischen auch
sein Sohn Rolf, Solothurner Regierungsrat, auf sehr ähnlich Art
plötzlich verstorben ist, sind diese Ereignisse tief in die Erinnerung
eingegraben.
Willi Ritschard
bleibt in der Erinnerung vieler der umgängliche, der zuhörende
kluge Politiker mit einem grossen Herzen. Er bleibt der Heizungsmonteur,
der in der Arbeiterschule von Max Weber (Bundesrat 1952-53) zum Gewerkschaftssekretär
ausgebildet wurde. Er stieg auf über Gemeindeammann in Luterbach,
Kantonsrat, Nationalrat, Solothurner Regierungsrat zum Bundesrat und
Landesvater.
Man hatte
Willi gern. Er verstand die Leute. Er kannte ihre Sorgen und Nöte
und fand die richtigen Worte ohne leere Versprechungen zu machen. Sein
Versprechen war denn auch stets ein hochpolitisches: Wenn Ihr Arbeitnehmer/innen,
wenn Ihr sozial Schwache Euch zusammentut und gemeinsam kämpft,
wird der Erfolg nicht ausbleiben. Den ersten Schritt müsst Ihr
machen. Ihr seid die Gewerkschaft, Ihr seid die Partei.
Willi hat
gelitten mit uns. Er hat gelitten, physisch unter sozialer Ungerechtigkeit
im Lande und weltweit. Unvergessen seine Rede zum US-inspirierten Chile-Putsch
von 1973; unvergessen seine 1. Mai Ansprachen, mahnend, ermahnend und
Hoffnung gebend, aber auch fordernd.
Willi hat gelitten, als die Atom-Energie-Lobby Kaiseraugst militärisch
besetzen wollte. Willi drohte damals mit Rücktritt.
Willi hat
gelitten über die ausgrenzende Behandlung rebellierender Junger
so etwa bei den Zürcher Jugendunruhen anfangs der 80er Jahre.
Aber -
und das bleibt - Willi hat Hoffnung und Zuversicht verbreitet. Toleranz
gepredigt gegenüber ungeliebten Ausländern. Er war, ist und
bleibt ein grosser Gewerkschafter und Sozialdemokrat. Ein Vorbild für
viele.
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