
Ständerat:
Herbstsession 2003, 18. September 2003
Gegen
Kürzungen der IV
Leuenberger
Ernst (S, SO): Herr Präsident, ich verstehe Ihren Hinweis. Ich
bin aber ein vorsichtiger Mann und habe mich ausdrücklich auf die
Ziffern bezogen, die in diesem "Hirtenbrief" enthalten sind,
und auf keine anderen.
Nun zu Ziffer 13, sie möge uns Glück bringen; nun aber ernsthaft:
Wir wissen alle, dass im Zusammenhang mit dem NFA die Invalidenfürsorge
- es ist vom Kommissionssprecher ausgeführt worden - mittelfristig
kantonalisiert werden soll. Darüber denken wir zwar verschieden,
aber die entsprechenden parlamentarischen Beschlüsse sind gefasst
worden. Wir haben es nun hier mit einem Gebiet zu tun, wo entweder faktisch
oder mindestens auf der Ebene der bisherigen Eindrücke das Bild
entstanden ist, diese Massnahme aus dem NFA werde nun vorgezogen, und
zwar dergestalt vorgezogen - auch das hat der Kommissionssprecher ausgeführt
-, dass der Bundesrat diese Massnahme, über die wir hier jetzt
letztlich beraten, mit der Inkraftsetzung einer Verordnung per 1. Juli
2003 in seiner Kompetenz bereits beschlossen und in Kraft gesetzt hat.
Das hat ja - es ist Ihnen nicht verborgen geblieben - in der ganzen
Heimszene, in der ganzen Invalidenheimszene, zu erheblicher Verunsicherung,
auch zu Protesten geführt. Es hat auch im Juni noch seitens der
Kantone zu Interventionen geführt, indem die Kantone damals geltend
gemacht haben, sie hätten Mühe, diese Anpassungen so schnell
vorzunehmen.
Es ist einzuräumen - damit Sie mich dann nicht argumentativ "prügeln"
-, dass der Bundesrat diesen im Juni von den Kantonen geäusserten
Bedenken ein Stück weit entgegengekommen ist. Nichtsdestotrotz
bleibt bei mir ein eigenartiges Gefühl zurück. Man weiss,
im neuen Finanzausgleich wird just diese Kantonalisierung der Invalidenfürsorge
noch gewaltiger Anstrengungen seitens der Kantone bedürfen, damit
diese Institutionen ganz sicher sind, dass die Kantone dann ihrer Aufgabe,
die sie dereinst übernehmen sollen, auch wirklich gewachsen sind.
Es bleibt ein eigenartiges Gefühl zurück, wenn man nun hingeht
und die ganze Geschichte sozusagen vorzieht. Natürlich haben einzelne
Rechner in den Kantonen begriffen, dass die Kantone dannzumal, wenn
sie die Geschichte übernehmen, auf einem tieferen Niveau einsteigen
können, wenn man dieses beschriebene grosse Ausgabenwachstum heute
stoppen könnte, als wenn allenfalls das Wachstum so weitergeht.
Ich habe auch nicht im Sinn, dieses Ausgabenwachstum mit meinem Minderheitsantrag
ungebremst weiterlaufen zu lassen, sondern ich habe die bundesrätlichen
Sparanstrengungen, wie Sie meinen Zahlen entnehmen, halbiert, um damit
den Kantonen etwas mehr Anpassungszeit zu geben.
Ich bitte Sie, in diesem Bereich aufzupassen, dass wir uns vis-à-vis
materiell sehr schwachen Gliedern unserer Gesellschaft nicht als schäbig
erweisen, sondern dass wir auch in finanzstrengen Zeiten - wie das der
Solothurner Freisinnige Urs Dietschi früher gesagt hat - eine Sozialpolitik
mit offener Hand und mit warmem Herzen betreiben.
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