100
Jahre SEV PV Olten u.U.
Gratulationsworte
von Ständerat Ernst Leuenberger, Präsident SEV
Solothurn.
13. Oktober 2001, Trimbach
Eigentlich
müssten wir eine grosse Rechenübung veranstalten: Wieviele SBB-Dienstjahre
sitzen hier in diesem Saal? Ich erkenne Leute, von denen ich weiss,
dass sie 30, 35, 40, 45 Jahre für die Bahn gearbeitet haben. Am Tag,
in der Nacht, an Werktagen, an Sonntagen, an hohen Feiertagen, immer.
Draussen, bei Wind und Wetter, bei Kälte und Regen, bei grosser Hitze.
Immer zuverlässig, dienstbeflissen, kundenfreundlich.
Ich habe
gesagt für die Bahn. Diese Veteranen haben im Dienste der Bahn und für
die Bahn gearbeitet. Sie haben z.B. politisch stets für Bahnvorlagen
gestimmt, vorher dafür geweibelt. Niemand wird den Einsatz der Eisenbahner
in den grossen Bahnabstimmngen des Jahres 1998 vergessen. Die Ja zu
LSVA und das JA zu den 30 Milliarden für die Bahn sind auch auf das
Wirken der Eisenbahner zurückzuführen. Die Pensionierten haben einen
gewaltigen Beitrag geleistet. Eisenbahner sind hartnäckige Leute: in
der Schulkommission haben sie für Schulreisen per Bahn geworben, im
Verein für Vereinsausflüge per Bahn. Stets die Bahn im Kopf und auch
im Herzen. Selbst in der Gewerkschaft SEV haben die Eisenbahner stets
für die Bahn gearbeitet. Verbesserungsvorschläge aller Art haben sie
eingebracht und auf Verwirklichung gedrängt.
Die Pensionierten
tun noch ein Mehreres: sie stehen den Aktiven bei, wo sie können. Ermuntern,
bieten ihre Unterstützung an. Treten etwa im vergangenen November bei
grosser Kälte zu einer Lohndemo in Bern an.
Ich will
damit den Pensionierten danken und Anerkennung aussprechen. Ich will
sie ermuntern, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzufahren.Ich
will Euch versprechen, dass der SEV auch Eure Anliegen punkto Renten,
punkto FVP, punkto AHV immer wieder aufnimmt, unterstützt und wenn irgendwie
möglich auch durchsetzt.
Zu den
100 Jahren gäbe es vieles zu sagen:
- Bei
der Gründung des PV Olten gibt es die SBB noch nicht. Die Volksabstimmung
von 1898 über die Verstaatlichung der grossen Privatbahnen ist zwar
gewonnen, die SBB werden 1902 gegründet.
- 25
Jahre – 1926 -später steht die Abstimmung über das Beamtengesetz bevor:
Die SBB-Angestellten sollen Bundesbeamte werden, allerdings um den
Preis des Streikverbots im Gesetz. Der Generalstreik von 1918 wirkt
nach.
- wieder
25 Jahre später – 1951 – blüht die Bahn. Sie ist 1944 entschuldet
worden. Sie erholt sich von Krise, Personal-und Lohnabbau der 30er
Jahre und von den Gewaltslasten der Transporte im 2. Weltkrieg.
- noch
einmal 25 Jahre später – 1976 – ist die Bahn in roten Zahlen, der
Autoboom wirkt, die Gotthardautobahn wird gebaut. In die Bahn wird
nicht investiert.
- heute
2001 sind die SBB-Angestellten wiederum keine Bundesbeamten mehr.
Sie haben einen guten GAV erkämpft. Sie haben 10 Jahre von Sparen,
Rationalisieurng und Personalabbau hinter sich. Für die Bahn werden
bis 2015 30 Milliarden investiert. Der Kampf gegen die Dumping-Konkurrenz
der Strasse geht weiter.
Erlaubt
mir zwei Worte zu politischen Fragen:
- Mit
einer Volksinitiative genannt AVANTI will die Autolobby eine zweite
Gotthardstrassenröhre durchstieren. Damit soll der Bahn gerade am
Gotthard massive neue Konkurrenz erwachsen. Wir wissen noch nicht,
wann das Volk darüber abstimmen wird.
Aber eines steht fest, der SEV wird erneut in die Schwingerhosen steigen
und sich diesem Hosenlupf stellen. Gemeinsam mit Verbündeten aus den
Umweltverbänden, sensiblen Bürgerlichen und dem Bundesrat werden wir
dieses Avanti-Begehren nach Kräften bekämpfen und eines ist klar:
wir müssen gewinnen; für die Bahn, für die Menschen in diesem Land,
für die Arbeitsplätze der Eisenbahner.
- Die
11. AHV-Revision ist in der parlamentarischen Beratung. Der Kampf
tobt um das flexible Rentenalter. Wer früher als mit 65 in Pension
gehen will oder muss, soll dies auch mit kleiner Rente ohne massive
Kürzungen tun können. Dafür kämpfen wir , und ich weiss, dass auch
die Rentnerinnen und Rentner dabei ihre Unterstützung geben werden.
Ich denke,
ich darf auch in Eurem Namen feststellen, dass die Eisenbahner/innen
mit den um ihre Arbeitsplätze bangenden Swissair-Angestellten solidarisch
sind. Wir halten fest, dass der SEV-Kurs: gegen grössenwahnsinnige und
teure Expansionsprojekte im fernen Ausland sich bewährt hat, und wir
tun gut daran, diesen Kurs fortzusetzen. Der SEV-Kurs: gegen wütende
Deregulierung war und ist auch richtig.
Ich schliesse
mit dem nochmaligen besten Dank und unsere jubilierende SEV PV-Sektion
Olten und gratuliere namens des ganzen SEV und seiner Leitung zum 100
Jahr Jubiläum. Der Dank gilt ganz besonders der heutigen und früheren
Leitungen des PV Olten. Der Dank gilt auch den Frauen der Eisenbahner:
Eure Unterstützung, Euer Verständnis hat den Männer die grossen berufliche
und gewerkschaftliche, auch politische Leistung erst ermöglicht. Ein
herzhaftes Glückauf, einen frohen Tag und weitere schöne Stunden im
trauten Kreis wünsche ich uns allen.
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