
Ständerat: Wintersession, 03. Dezember 2002
Voranschlag der Eidgenossenschaft
2003
Ganze
Debatte zu diesem Geschäft
Leuenberger Ernst (S, SO): Wir haben es gehört: Dieses Budget beinhaltet
ein strenges Regiment. Es ist Klage darüber geführt worden;
ich will das nicht wiederholen. Wir in diesem Saal wissen aber alle,
dass die kommenden Budgets noch erheblich strenger sein werden. Der
Bundesrat hat bereits in Aussicht gestellt, dass er ein Sparpaket schnüren
muss, das Auswirkungen auf die kommenden Budgets haben wird. Insofern
hat die Finanzkommission beschlossen, vom Finanzplan, der zu optimistisch
sei, in ablehnendem Sinne Kenntnis zu nehmen.
In diesem Zusammenhang halte ich hier eines fest - ich habe jetzt sehr
genau zugehört -: Das Budgetgleichgewicht herzustellen heisst nach
Ihrer Lesart Eindämmung des Ausgabenwachstums; das habe ich zu
akzeptieren. Aber niemand, kein Einziger in diesem Saal, hat ein Wort
zu Steuersenkungen gesagt.
Ich muss es Ihnen frank und frei sagen: Es geht nicht an, diesem Land
für die kommenden Jahre ein Doktor-Eisenbart-Regime verordnen zu
wollen und gleichzeitig Steuergeschenke zu machen, nur weil irgendwann
Wahlen sind. Ich hätte eigentlich erwartet, dass einige Redner
aus Gründen der Redlichkeit auch dazu etwas sagen würden,
denn man muss sich wohl bei diesem Steuersenkungspaket, das zwischen
den Räten hin und her switcht, noch einiges überlegen.
Zur Schuldenbremse: Wir führen jetzt den Tanz um dieses Goldene
Kalb auf. Herr Marty hatte Recht, als er sagte, das sei eine Selbstkastration.
Ich kann den Hinweis auf die Zustimmung von 85 Prozent in der Volksabstimmung
schon nicht mehr hören. Es wäre an der Zeit, dass wir endlich
den Mut hätten zuzugeben, dass die Abstimmung über die Schuldenbremse,
damals, im Dezember 2001, zwei ganz starke Faktoren hatte. Diese tun
mir weh, denn sie galten auch mir. Ich trat in der Abstimmungskampagne
gegen diese Schuldenbremse an. Weshalb haben ihr die Leute zugestimmt?
Sie wollten sparen, und sie wollten uns links und rechts ohrfeigen -
damals, Anfang Dezember 2001 -, für unsere Kreditbeschlüsse
pro Swissair, pro Swiss. Ich muss zugeben, dass ich diesen Krediten
hier zugestimmt habe. Ich würde ihnen wieder zustimmen, um den
geplagten Zürchern etwas beizustehen. Aber wir müssen anerkennen,
dass diese Abstimmung sehr stark von diesem Element geprägt war.
Es gab ein zweites Element, für das ich geohrfeigt worden bin.
Ich akzeptiere das, und würde trotzdem wieder gleich stimmen. Es
ging auch um die Expo, dieses "Plagörizeug" der privaten
Wirtschaft, die sagte: Die Expo finanzieren wir mit links. Als sie hätte
bezahlen sollen, hat sie sich seitwärts in die Büsche geschlagen.
Nach der alten liberalen Devise hat man auch dieses Defizit verstaatlicht.
Ich habe dabei mitgewirkt, ich bekenne es. Aber es wäre langsam
an der Zeit, dass man auch die Ursachen nennt, wenn man diese 85 Prozent
Zustimmung für die Schuldenbremse preist. Diese Ursachen heissen
unter anderem Swiss, Swissair, Kanton Zürich, Flughafensubventionen,
und eine der Ursachen heisst auch Expo.
Abschliessend staune ich etwas über die Prozedur, die neuerdings
bei der Budgetberatung Einzug hält. Die Einzelanträge nehmen
zahlenmässig zu, und die Mitglieder des Büros halten dabei
auch fröhlich mit. In der Finanzkommission hat der gestrenge Zuchtmeister
uns gesagt: Bitte überlegt euch genau, ob ihr in jedem Fall, wo
ihr unterlegen seid, einen Minderheitsantrag stellen müsst. Ich
habe keinen Minderheitsantrag gestellt und - glaube ich - nur einen
oder zwei unterschrieben. Selber führe ich aber keine an, obschon
ich auch Ursache gehabt hätte, mich hier mit Minderheitsanträgen
etwas zu profilieren. Ich habe dies nicht getan. Wenn aber diese Budgetdebatte
zu einer "Einzelantragsdebatte" verkommen soll, dann behalte
ich mir ausdrücklich vor, inskünftig dann in der Kommission
Minderheitsanträge zu stellen, um in diesem Rat auch etwas ein
"Bursche" zu sein. Dieses Jahr halten wir uns noch an das
Reglement, aber nächstes Jahr werden wir uns dann einiges überlegen
müssen.
Ich stimme gegen Rückweisung des Budgets und hoffe, dass noch jemand
das Wort ergreift und zu diesem Steuersenkungspaket etwas sagt.
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