
Ständerat: Sommersession 2003; 03.06.03
Staatsrechnung
2002
Ernst Leuenberger (S, SO): Es wäre fatal, wenn diese Debatte über
das Rechnungsjahr 2002 etwa so vonstatten ginge, dass man sagen würde,
das Bundespersonal sei schuld an den zu hohen Ausgaben - das wäre
etwas gar einfach -, und dass man fordern würde, man müsse
einfach nur beim Bundespersonal sparen, dann hätte man sämtliche
Probleme gelöst. Das ist wohl auch nicht ganz zutreffend. Etwas
maliziös könnte man beifügen: Wenn da gesagt wird, es
sei laufend der Staatsapparat aufgebläht worden - dieser Begriff
ist benützt worden -, dann würde ich hier sehr gerne die Vorstösse,
die da gemacht worden sind, untersuchen und bei jedem von uns genau
abklären, wer wie viel zur Aufblähung dieses Staatsapparates
beigetragen hat. Ich will uns allen - auch mir - in Erinnerung rufen:
Bei der Staatsleitungsreform ist uns relativ schnell eine Personalvermehrung
eingefallen, indem wir die Zahl der Bundesräte von sieben auf neun
erhöht haben. Wir sind glücklich nach Hause zurückgegangen
und haben gedacht, jetzt seien die wesentlichen Probleme der Republik
gelöst - ich auch, nur damit wir uns in diesem Punkt einig sind.
Es ist die Redeweise von schlechten Sanierern, denn die schlechten Sanierer
in der Wirtschaft zeichnen sich dadurch aus, dass sie in ein Unternehmen
kommen und sagen: Der einzige flexible Posten sind die Personalkosten,
also entlasse ich einige Hundert, dann ist das Unternehmen saniert.
Von diesen Sanierern haben wir genug, und wir brauchen sie bei den öffentlichen
Händen nicht auch noch.
Das will nicht heissen, dass nicht bei der Übernahme jeder neuen
Aufgabe ganz genau zu prüfen ist, ob wir sie überhaupt übernehmen
wollen. Das ist genau zu prüfen, auch bei all diesen "tollen"
Motionen, die Sie immer wieder zuhauf auf den Tisch des Hauses legen,
was jedes Mal den Verwaltungsapparat etwas vergrössert.
Ich bin also dafür, dass man genau prüft, aber diese Debatte
soll nicht so geführt werden, als ob jetzt das Bundespersonal am
Übel schuld wäre.
Wenn ich in dieser Eintretensdebatte schon das Wort habe, noch zwei
Sätze: Herr Merz hat mich mit seinem Bild von der Laterna magica
angeregt. Mir fällt als Beobachter auf, dass in Deutschland und
in der Schweiz praktisch im gleichen Zeitpunkt die Einnahmenschätzungen
massiv korrigiert worden sind. Man hat feststellen müssen, dass
die Einnahmen nicht so kommen, wie wir sie erwartet haben. In der Schweiz
ist es nach bundesrätlicher Auffassung und nach Ihrer Auffassung
eher der Arglist der Zeit zuzuschreiben. In Deutschland hingegen ist
der genau gleiche Umstand Ausdruck der Unfähigkeit einer rot-grünen
Regierung. Ich wollte das auch noch gesagt haben und schliesse mich
gerne Ihrer Beurteilung an, wonach es die Arglist der Zeit ist, die
zu diesen unerfreulichen Geschichten geführt hat, und nichts anderes.
Aber ich nehme an, das gilt dann auch über die Grenzen hinweg;
das musste auch noch gesagt sein.
03.010
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