
Ständerat:
Sommersession 2005
Entlastungsprogramm
2004
Ständerat
Leuenberger ruft seine Ratskolleg/innen zur Seriösität beim
Sparen bei den Sachausgaben auf. (07.06.05)
Leuenberger
Ernst (S, SO): Wir befinden uns bei diesen Finanzplankorrekturen jetzt
im kreativen Bereich, will heissen: Wir befinden uns in einem Bereich,
wo in der bundesrätlichen Botschaft keine Anträge gestellt
waren, wo in der bundesrätlichen Botschaft folglich auch keine
näheren Erklärungen gegeben sind und wo eine bundesrätliche
und verwaltungsmässige vertiefte Prüfung der vorgeschlagenen
Kürzungen höchstwahrscheinlich nicht hat stattfinden können.
Das einmal zum Grundsätzlichen.
Im Parlament selber wurden diese Ziffern - so auch diese Ziffer 16 -,
die jetzt zur Behandlung anstehen, mit Anträgen in die Kommission
und dann ins Plenum gebracht. Bei dieser Ziffer 16 "Sachausgaben",
muss ich Ihnen gestehen, müssen wir aufpassen, dass wir die Seriosität
unserer Arbeit nicht infrage stellen. Bei diesen Sachausgaben - das
wurde in der Kommission ganz klar gesagt, und auch der Kommissionssprecher
hat es hier ausgeführt -, sind Ausgaben im operativen Bereich enthalten,
und ich habe im Budget 2005 nochmals nachgesehen, um die Fakten auf
den Tisch zu legen: Diese Sachausgaben sind im Budget 2005 mit 2 Milliarden
989 Millionen Franken eingestellt. Das ist ein riesengrosser Betrag,
und das wird Sie vermutlich dazu bringen, zu sagen, dass sich das ja
im Streubereich bewege. Dieser grosse Betrag wird dann auf sechs Subrubriken
aufgegliedert, und das muss uns zu einer besonderen Aufmerksamkeit herausfordern:
Da sind 541 Millionen Franken für Infrastrukturausgaben vorgesehen;
man hat uns in der Kommission gesagt, da seien durchaus auch Gebäudeunterhaltszahlungen
mit dabei. 696 Millionen sind als Betriebskosten ausgegeben; ich nehme
an, dass das bis hin zu den Bleistiften und zum Papierverbrauch geht,
wo Sie durchaus der Meinung sein könnten, man könnte es auch
mit weniger machen. Aber wir müssen aufpassen: Wir können
als Parlament nicht beurteilen, wie viele Bleistifte die Verwaltung
tatsächlich braucht.
Schwierig wird dann die Geschichte bei der dritten Subrubrik; da sind
147 Millionen Franken für die Flag-Ämter eingestellt. Die
Flag-Ämter haben ja Globalbudgets. Ich nehme an, dass der Bundesrat
nicht ohne Not hingehen und sagen kann: Jetzt korrigieren wir ein bisschen
an diesen Globalbudgets herum.
Die Ziffer 4 betrifft das VBS. Ich muss vorausschicken, dass der Antragsteller
im Nationalrat ausdrücklich gesagt hat, die VBS-Aufwendungen seien
dann aber von dieser Kürzung auszunehmen, weil das VBS ja schon
bei anderen Rubriken und bei anderer Gelegenheit zum Handkuss gekommen
sei. Aber immerhin, zur Information will ich Ihnen sagen: Es sind bei
dieser vierten Subrubrik, das VBS betreffend, zwei Spezifikationen vorgenommen
worden. Es heisst da nämlich "Beiträge an die Truppe";
ich nehme an, das wird reichen, um einmal ein Fondue statt nur Knäckebrot
zu offerieren. Der zweite Punkt ist viel wichtiger und seriöser:
"Beiträge an die Friedensförderung". Das macht 281
Millionen Franken im Voranschlag 2005 aus.
In der Ziffer 5 kommt dann der Riesenbrocken, uns allen gelegentlich
in den falschen Hals kommend, "Dienstleistungen Dritter".
Da stellen wir uns immer all diese klugen Consulter im Lande herum vor,
die auf nichts anderes warten als darauf, dass eine Verwaltungsstelle
ihnen einen Auftrag erteilt, etwas abzuklären; das kostet halt
dann etwas. Am Schluss, über alle sieben Departemente und die Bundeskanzlei
verteilt, kostet die ganze Übung 1,023 Millionen Franken. Ich möchte
Ihnen einfach zu bedenken geben, dass etwa zwei Drittel der Postulate,
die wir im Parlament einreichen, nichts anderes machen, als bundesrätliche
Berichte zu verlangen. Normalerweise ist der Postulant leicht betupft,
wenn der Bundesrat dann kommt und eine freihändige Antwort gibt.
Es wird erwartet, dass der Bundesrat vertiefte Abklärungen vornehmen
lässt und mindestens ein renommiertes Büro dann einen Bericht
erstellt, der schön gedruckt, auf gutem Papier und gebunden den
Leuten abgegeben werden kann. Ich bitte einfach, diesen Umstand in Erwägung
zu ziehen.
Es kommt dann die sechste Subrubrik als Residualkategorie "Übrige
Aufwendungen" mit 300 Millionen Franken.
Der Nationalrat hat diesen Kreativantrag aus seiner Mitte mit dem knappen
Mehr von 87 zu 84 Stimmen angenommen. Das heisst also: Auch der Nationalrat
war nicht ganz so sicher, dass er sich da auf tragfähigem Eis bewegt,
und zumindest eine bedeutende Minderheit hat sich Fragen dazu gestellt.
Damit Sie nicht glauben, mir sei Sparen so ein Graus, dass ich gegen
alles sei, will ich Ihnen in Aussicht stellen, was ich auch in der Kommission
gesagt habe. Ich bin und bleibe der Meinung und bereit, dass die Finanzkommission
ihren Subkommissionen im Hinblick auf die kommenden Budgets Auftrag
erteilen kann, die Rubrik Sachausgaben - die immerhin den runden Betrag
von 3 Milliarden Franken ausmacht - bundesamtsweise mit den Betroffenen
ganz besonders zu überprüfen und zu sehen, wie man sie um
einen Betrag herunterfahren könne, wie er jetzt von der Kommissionsmehrheit
vorgeschlagen wird. Ich bin etwas erschrocken über die Antwort
von Herrn Bundesrat Merz auf die Frage, wie der Bundesrat vorgehen wolle,
wenn dieser Sparbeitrag beschlossen werde. Er hat in der gewohnten Redlichkeit
ausführen müssen, das werde dann halt gehen wie meistens,
nach dem Prinzip der Proportionalität, dass eine Regel aufgestellt
werde, und dann müsse halt jeder nach den Beträgen, die er
bereits erhalte, Haare lassen. Das scheint mir in diesem operativen
Bereich doch wenig zweckmässig zu sein.
Ich beantrage daher, Ziffer 16 zu streichen und wiederhole feierlich
- ich bin überzeugt, dass die Finanzkommission dem ohne weiteres
zustimmen würde -: Wenn die Minderheit obsiegt, wäre dann
die Finanzkommission gehalten, bei den kommenden Budgetierungen den
Sachausgaben ein besonderes Augenmerk zu schenken. Ich habe den Minderheitsantrag
begründet in der Sorge um die Seriosität bei unserem löblichen
Tun, nämlich beim Sparen.
Das
ganze Geschäft
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