
Ständerat:
Herbstsession 2006, 05.10.06
Dringliche
Interpellation Jenny This. Vergebungs- und
Ausschreibungsskandal
bei der Neat. Ursachen, Auswirkungen und Massnahmen
Die Beteiligten
müssen an einen Tisch! Die sehr teure, schädliche Auftragsvergabeblockade
beim Los Erstfeld muss so schnell wie irgendwie möglich überwunden
werden.
Leuenberger
Ernst (S, SO): Tunnelbauten und Diskussionen um Tunnelbauten haben es
in sich. Der Gotthard-Eisenbahntunnel wurde unter grossen Schmerzen
gebaut. Der Gründervater, der erste Verwaltungsratspräsident
und Financier Alfred Escher, überwarf sich so mit den Behörden,
mit den Bauenden, dass er nicht einmal mehr zur Einweihung des Tunnels
eingeladen wurde. Es ging strub zu damals, und Herr Jenny hat uns den
Eindruck vermittelt, dass da und dort die Diskussion ebenso strub geführt
werde. Die jetzige Diskussion zeigt, dass die Diskussion in unserem
Rat eben nicht strub geführt wird. Mit Ausnahme von Herrn Jenny
braucht, nehme ich an, niemand seine parlamentarische Immunität
zu bemühen - weil wir uns bemühen, mit Vorwürfen und
Feststellungen eher zurückhaltend zu sein.
Wichtig sind die folgenden Aussagen - sie sind gemacht worden, und ich
wiederhole sie aus Überzeugung -:
1. Die Neat-Bauten entspringen einem Volksbeschluss, Herr Reimann, und
nicht irgendeiner Parlamentslaune.
2. Die Neat-Bauten sind insgesamt gut unterwegs. Ich wiederhole die
Aussage meines Vorredners sehr bewusst.
Es geht um sehr viel Geld. Konkret geht es beim Los Erstfeld, das Ausgangspunkt
ist, um rund 400 Millionen Franken und bei der Bahntechnik Gotthard,
die auch ausgeschrieben wurde, um mindestens 1,2 Milliarden Franken.
Da werden einige Beteiligte nervös, einige reagieren elektrisiert,
und es wird mit ganz, ganz harten Bandagen gekämpft. Manch einer,
der hier kämpft und mit Vorwürfen um sich wirft, muss sich
immerhin die Frage gefallen lassen: Wozu das Ganze? Wir als Behördemitglieder
haben in einer solchen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren.
Unser Ziel, mein Ziel, das Ziel aller Wohlgesinnten in diesem Zusammenhang
ist klar: Die sehr teure, schädliche Auftragsvergabeblockade beim
Los Erstfeld muss so schnell wie irgendwie möglich überwunden
werden. Es muss gebaut werden können, und zwar subito. Es muss
alles unternommen werden, was einigermassen sinnvoll und hilfreich ist,
um diese Blockade zu überwinden. In diesem Zusammenhang unterstütze
ich mit allem Nachdruck die Initiative, die der Vorsteher des UVEK,
Herr Bundespräsident Moritz Leuenberger, ergriffen hat, indem er
angekündigt hat, er möchte die streitenden Parteien anhören,
an einen Tisch bringen.
In diesem Zusammenhang ist auch mit der Rekurskommission auf diesem
Wege zu korrespondieren. Wir haben unseren Montesquieu auch gelesen,
aber ihn vielleicht etwas besser verstanden, als die Äusserungen
des Präsidenten der Rekurskommissionen es ahnen liessen. Die Gewaltenteilung
ist uns hoch und heilig. Aber wir dürfen auch die Rekurskommission
fragen, weshalb sie in der gleichen Sache zweimal den gleichen Entscheid
getroffen hat, indem sie das Geschäft an die Vorinstanz zurückgewiesen
hat - wobei sie die rechtliche Möglichkeit gehabt hätte, selber
zu entscheiden und selber zu vergeben. Darüber habe ich noch nie
einen Satz, noch nie einen Halbsatz gehört.
Die Rekurskommission hätte auch die Möglichkeit gehabt, wenn
ihr das sinnvoll erschienen wäre, festzuhalten, dass Globalofferten
in diesem Zusammenhang nicht zuzulassen seien. Das hat sie nicht getan.
Auch Gerichte müssen sich sagen lassen, sie hätten ihre Entscheide
sachlich und zeitlich so zu treffen, dass Probleme gelöst werden
können und nicht Probleme verschärft werden.
Wir können hier und heute nichts anderes tun, als noch einmal festzuhalten:
Finanziell gesehen ist das Grosswerk, das Jahrhundertwerk Neat eines
der bestkontrollierten Werke, das je erstellt worden ist. Bei der jährlichen
Berichterstattung der Neat-Aufsichtsdelegation werden ja jeweils all
diese Kontrollinstanzen benannt. Wir können heute nichts anderes
tun, als an alle Beteiligten zu appellieren, an der Lösungssuche
sehr intensiv mitzuwirken, und wir können uns selber vornehmen,
durch unser Verhalten, auch durch unsere tollen Sätze in der Medienwelt
nicht zum Anheizen der Situation, sondern zur Problemlösung beizutragen.
Das Fernsehen DRS hat ja bereits einen ersten Beitrag geleistet, indem
es die morgige "Arena" nicht diesem Thema widmet - und damit
verpasst Herr Jenny leider einen Auftritt -, sondern offenbar das Blocher-Thema,
mit den Äusserungen unseres Justizministers in Ankara, gewählt
hat.
Ich ermuntere und ich bitte uns, den Herrn Bundespräsidenten bei
seinen Bemühungen um Gespräche zu unterstützen. Ich appelliere
noch einmal an alle Beteiligten, Vernunft walten zu lassen und sich
nicht rechthaberisch, "kohlhaasisch" zu verhalten.
Das
ganze Geschäft
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