Solothurner Zeitung
vom 25.2.00
«Diskussion
lanciert»
Der Solothurner SP-Ständerat
Ernst Leuenberger hat sich im Parlament für die Verkehrshalbierungs-Initiative
stark gemacht. «Immerhin wird jetzt auch einmal über eine Reduktion
des Strassenverkehrs gesprochen», so Leuenberger.
MIT ERNST LEUENBERGER SPRACH GIOVANNI LEARDINI
Als Politiker gelten
Sie als «Realo». Trotzdem haben Sie sich im Parlament für dieradikale
Verkehrshalbierungs-Initiative stark gemacht.
Es ist in der Tat eine
radikale Initiative mit fundamentalistischen Zügen. Man muss aber bedenken,
zu welchem Zeitpunkt sie entstanden ist. Damals liefen die Diskussionen
über die Öffnung der Grenzen zur EU und über die Aufhebung der 28-Tonnen-Limite
für Lastwagen auf Hochtouren. Es ging die berechtigte Angst um, dass
wir von einer Lastwagenlawine überrollt werden. Wesentlich ist aber
auch, dass jetzt, kurz vor der Abstimmung, eine entgegengesetzte und
nicht weniger fundamentalistische Volksinitiative lanciert wurde.
Sie meinen die «Avanti»-Initiative,
die eine zweite Gotthard-Strassenröhre und eine sechsspurige A1 fordert?
Genau. Solche Begehren
müssen wir bekämpfen, denn sie wollen das Steuer der schweizerischen
Verkehrspolitik komplett herumreissen. Doch das Stimmvolk hat in den
grossen verkehrspolitischen Abstimmungen zur LSVA und zur Finöv von
1998 sehr vernünftige und konsequente Entscheide getroffen. Und das
Volk wird auch künftig Übertreibungen auf die eine wie auf die andere
Seite in die Schranken weisen.
Sie glauben also doch
nicht an ein Ja zur Verkehrshalbierungs-Initiative am 12. März?
Die Chancen, dass die
Initiative angenommen wird, sind tatsächlich sehr gering. Volksinitiativen
sind aber auch ein Anrege- und Diskussionsmittel. In diesem Fall ist
es den Initianten immerhin gelungen, dass nicht immer nur über eine
Zunahme des Strassenverkehrs gesprochen wird, sondern auch ernsthaft
die Möglichkeit einer Reduktion ins Auge gefasst wird.
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