Sonntags-Blick, 18. Februar 2001

600'00 Fr. Durchschnittslohn für SBB-Manager - Büezer empört

Unten drücken, oben buttern

VON NATHALIE CHRISTEN

Bern - Das gibt Ärger: Die sechs SBB-Manager kassieren zusammen 3,7 Millionen Franken - wahrscheinlich plus Bonus. Und niemand sollte es erfahren. "Skandalös", sagt Sewerkschaftspräsident Ernst Leuenberger. Kein Wunder: Das SBB-Personal musste mehr Lohn hart erkämpfen.

Ständerat Ernst Leuenberger tönt, als sei eine Welt für ihn zusammengebrochen. "Ich bin konsterniert. Dass ein hoch subventinnierter Betrieb wie die SBB seinen Managern derartige Gehälter zuschanzt, ist skandalös", sagt Leuenberger, Präsident der Eisenbahnergewerkschaft SEV "Und dass SBB-Chef Benedikt Weibel nonchalant erzählen kann, er verdiene mehr als ein Bundesrat, enttäuscht mich masslos." Was ist passiert? Diese Woche wurde SonntagsBlick von zuverlässiger Quelle zugespielt, dass die sechs SBB-Chefs dieses Jahr zusammen 3,7 Millionen Franken kassieren - und die "Berner Zeitung" veröffentlichte gestern mit 3,6 Millionen einen fast identischen Betrag. Leuenberger zu SonntagsBlick: "Ich muss annehmen, dass darin noch nicht mal die Boni enthalten sind!" Für die "gewöhnlichen" Bähnler ist das ein Schlag ins Gesicht. Sie mussten mit Kampfmassnahmen drohen, damit ihre Lohnsumme 2001 um mickrige 2,6 Prozent stieg- 1 Prozent davon war eine einmalige Prämie!

Mindestens 600 000 Franken pro Geschäftsleitungs-Mitglied, für Chef Weibel eher 700 000: Das ist eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Löhne und ist doppelt so viel, wie ein Bundesrat verdient (rund 360 000 Franken). Möglich geworden ists durch neue, obligationenrechtliche Verträge- dank neuem Bundespersonalgesetz. Bei den SBB igelt man sich ein. "Wir reden nicht über die Löhne unserer Mitarbeiter. Das ist mit dem Bund abgesprochen", wehrt SBB-Präsident Thierry Lalive d'Epinay ab. Und fügt schnell hinzu: "Eine Studie hat im Jahr 2000 übrigens ergeben, dass die SBB-Manager 50 bis 70 Prozent weniger verdienten als europäische Manager auf vergleichbarem Posten." Beweise fehlen: Die Studie ist unter Verschluss. Ausbezahlt werden die Toplöhne durch eine Treuhandfirma - so ist nicht mal die interne Buchhaltung informiert. Das macht die Ständeräte Michel Beguelin (SP) und HansRudolf Merz (FDP) stutzig. Sie wollen der Sache nachgehen. Einen einleuchtenden Grund für die Heimlichtuerei gäbe es: Wie der SBB-Präsident bestätigt, sollen die Boni neu auch von der Personalzufriedenheit abhängen. Diskussionen über zu hohe Löhne kommen da ungelegen. r.»

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