Die Wernli-Geschichte ist eigentlich eine Liebesgeschichte

Grussbotschaft von Ständerat Ernst Leuenberger am 100 Jahr Jubliäum der Firma Wernli, Trimbach, am 8. Juni 2005.

100 Jahre lang beste Guetzli liebevoll und sorgfältig erfinden, entwickeln, herstellen, verkaufen

1905 in Trimbach am Fusse des Hauensteins eine Tradition begründen, diese über Generationen weiterentwickeln und eine nachhaltige Nachfolgeregelung finden.

100 Jahre lang Arbeitsplätze anbieten, heute für 300 Menschen, mit ihnen zusammen Ziele setzen, Ziele erreichen, das zeugt von liebevollem Engagement für das Unternehmen, für die Mitarbeitenden, für die Region, für die Kundschaft.

100 Jahre lang der Konkurrenz national und international Paroli bieten können.

100 Jahre lang Kundenwünsche so erfüllen, dass die Kunden treu bleiben; 100 Jahre lang sozusagen verführerisch und begehrenswert zu sein und es zu bleiben.

Es muss am Gernhaben etwas zu tun haben. Anders ist die 100 jährige Geschichte der Firma Wernli, Trimbach, kaum zu verstehen. Gern haben meint ja bekanntlich schweizerdeutsch dasselbe wie Lieben auf hochdeutsch. Und natürlich meine ich Wernli und "gernli".

Der Produktenamen "Butterherzli" deutet stark in die Richtung meiner Vermutung.

Und wenn es wirklich eine Liebesgeschichte ist, ist von den Menschen zu reden.

Von der Gründerfamlie Wernli, die über 3 Generationen das Sagen und das Backen hatte.

"Kinder müssen immer Liebe spüren", sagt Herr Fritz Wernli einer Zeitung als Fritz III und wohl auch ein bisschen als paternalistischer Patron alter Schule. Vermutlich meint er damit nicht nur die die eigenen Kinder, sondern auch das Unternehmen, die Mitarbeitenden, die Produkte. Und er fährt fort: Man lässt sie nie fallen." Ich kenne kein schöneres Liebesbekenntnis.

Zu reden ist:

  • Ueber Erfindungs- und Innovationsgeist.
  • Ueber die Erfinder des Werbe-Ohrwurms für Wernli.
  • Ueber die insgesamt Hunderten von Menschen, die hier in Trimbach gearbeitet haben und noch arbeiten.
  • Ueber die offenen und heimlichen Liebhaber der Wernli- Spezialitäten.
  • Ueber Geniesser, über Nascher, über Verführte wäre zu reden, die genossen, gegessen, genascht, ja auch kulinarisch gesündigt haben.

Es könnte geredet werden über den Uebergang dieses Unternehmens in deutsche Hände. Ueber damalige solothurnische Aengste wegen des Standorts Trimbach. Es ist gut herausgekommen wie Figura zeigt.
Sind am Ende die deutschen Besitzer aus der Familie Bahlsen damals auch dem geheimnisvollen Liebeszauber der Wernli- Guetzli erlegen? Haben sie sich vom Zauber der Jurafuss-Landschaft gefangen nehmen lassen? Haben sie sich durch Schweizer, Trimbacher Süssigkeiten verführen lassen?

Tatsache ist: es wurde investiert hier in Trimbach. Die modernste Guetzlifabrik weit und breit, gar europaweit ist hier entstanden anfangs der 90er Jahre.

Und später muss der Liebeszauber erneut gewirkt haben: 1999 geht das Unternehmen wieder an eine in der Schweiz lebende Eigentümerfamilie über. Von Nordeck, mit Sitz im St. Gallischen, heisst nun der neue Besitzer, der das Unternehmen im Einvernehmen mit den früheren Eigentümern ins 2. Jahrhundert seines Bestehens führen darf.

An einer Geburtstagsfeier ist zu gratulieren und zu danken.

Gratulation zum 100 jährigen Bestehen an ein Industrieunternehmen der Lebensmittelbranche mit Standort Kanton Solothurn.

Gratulation zur erfolgreichen Geschäftstätigkeit,

  • die auf der Innovationskraft der hier tätigen Menschen beruht
  • die durch den Investitionswillen und die Investitionstätigkeit der Besitzer möglich wurde.
  • die dem Fleiss, der Exaktheit, der Zuverlässigkeit, des liebevollen Engagements aller Mitarbeitenden zu verdanken ist.
  • die sich auf eine treue Kundschaft abstützen kann.

Gratulation an die Besitzer, an die Firmen-Leitung, an die Mitarbeitenden.
Gratulation auch an die Standort-Gemeinde, den Standortkanton.

Danken dafür, dass ein traditionsreiches Industrie-Unternehmen dem Standort Trimbach, dem Standort Kanton Solothurn, dem Standort Schweiz die Treue gehalten hat.

Danken für Investitionen im Kanton Solothurn. Die De-industrialisierung des Kantons Solothurn, das Verschwinden grosser traditionsreicher Namen aus der Wirtschaftsgeschichte des Kantons hat uns vorsichtig werden lassen. Die Dankbarkeit und Respekt gegenüber bestehenden Firmen, gegenüber neuen Firmen ist umso grösser geworden.

Danken für das Anbieten von Arbeitsplätzen verschiedenster Qualifikationsstufen.

Danken für das Verbreiten des guten Namens dieser Region, dieses Kantons in die weite Welt.

Zurück zur Liebesgeschichte:

Vielleicht werden mir die nüchternen Unternehmer sagen:
Das alles hat mir Liebe gar nichts zu tun.
-Der Standort hat zu tun mit der sehr guten Verkehrslage dieser Region, wichtig für die Zulieferung; wichtig für den Vertrieb; wichtig für die anreisenden Mitarbeitenden.
-Der Standort hat zu tun mit vernünftigen und flexiblen Behörden.
-Der Standort hat zu tun mit gutwilligen Nachbarn.
-Der Standort hat zu tun mit den gesuchten fachkundigen und fleissigen Arbeitskräften, die just hier vorhanden sind.

Ja, das mag alles wahr sein; aber lassen Sie mir bitte den Glauben an eine wundersame Liebesgeschichte zwischen allen Beteiligten. Den Liebeszauber, den die Süssigkeiten aus diesem Hause verbreiten helfen.

Jedenfalls wünsche ich der Firma weiterhin gutes Gedeihen.
Ich wünsche den Mitarbeitenden aller Stufen Freude an ihrer Arbeit und viele gute Ideen.
Ich wünsche den Kundinnen und Kunden von nah und fern viele Wernli-Genüsse, viele verführerische Momente, umgarnt vom geheimnisvollen Wernli-Liebeszauber.

Ich wünsche viel Erfolg, viel Liebe und etwas Glück.


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